1. Fall fürs RheumaTool.ch

Autor:
KD Dr. med. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel
Das RheumaTool ist ein computer-basiertes diagnostisches Werkzeug, das seit 2009 von Ärzten (www.rheumatool.ch) zusammen mit Statistikern und Informatikern entwickelt wird. Das einfach zu bedienende Tool steht den angemeldeten Nutzern von Rheuma Schweiz kostenlos zur Verfügung. Eine erste Validierung wurde bereits durchgeführt, eine systematische Validierungsstudie wird zurzeit durchgeführt.
Das RheumaTool ist eine einfach zu bedienende Experten-Software. Mit jeder Eingabe von anamnestischen Daten, Symptomen oder Befunden reduziert sich die Anzahl möglicher Diagnosen automatisch. Nach wenigen Eingaben schlägt die Software zuverlässig und geordnet nach Wahrscheinlichkeit die plausibelsten Diagnosen sowie nächste Abklärungsschritte zu deren weiteren Differenzierung vor. Das RheumaTool führt Sie so schnell zur wahrscheinlichsten Diagnose und hilft Ihnen unnötige Analysen zu vermeiden.
Das RheumaTool wurde für folgende Browser entwickelt: FireFox 6, Internet Explorer 9, Safari 5.1.
Wir werden in Zukunft wiederholt Fälle unter der Anwendung des Rheumatools in der Rheuma Schweiz Zeitschrift vorstellen.
Diesen Fall können Sie mit Hilfe des RheumaTools lösen
RheumaTool-Case 1
Eine 80-jährige Patientin (A) wird zugewiesen zur Abklärung von Handgelenksschmerzen mit Schwellung bds. (B). Sie leidet unter einer therapierten arteriellen Hypertonie (C), einer substituierten Hypothyreose (D) und unter einer Niereninsuffizienz (E). Das beim Hausarzt gemessene CRP ist erhöht (F). Klinisch sei das Handgelenk bds. überwärmt und geschwollen (G). Die im Zuweisungsschreiben erwähnten «Kriterien» A–F werden im RheumaTool eingegeben (Abbildung 1).

Abb. 1
Die Eingabe kann über die Eingabemaske, respektive das Suchfeld gemacht werden. Alternativ können Kriterien in den Kategorien Anamnese, Befunde, Labor und erweitere Abklärungen gesucht und angeklickt werden (Abbildung 2, H) oder schmerzhafte, respektive geschwollene Gelenke werden in der Figur direkt angeklickt (Abbildung 2, I).

Abb. 2
Es ist eine Mindesteingabe von 5 Kriterien notwendig, sodass die Software eine erste Differentialdiagnose (Abbildung 3) und auch weitere nach Sensitivität und Spezifität geordnete Abklärungsvorschläge (Abbildung 4) in den Kategorien Anamnese, Befunde, Labor und erweitere Abklärungen (Bildgebung, Punktatanalyse etc.) darstellt.

Abb. 3

Abb. 4
Klinisch bestätigt sich die schmerzhafte Schwellung in beiden Handgelenken mit zudem Nachweis einer Tenosynovitis (J) und von nicht schmerzhaften Schwellungen in den MCP-Gelenken 2 und 3 bds. (K). Diese 2 letzteren Befunde (J und K) werden im Rheumatool eingegeben (Abbildung 5). Nach der Eingabe ändert sofort die Differentialdiagnose (Abbildung 6). Die farbigen Balken ändern sich. Die Diagnosen mit den Balken:


Abb. 5

Abb. 6
Selbstverständlich werden automatisch angepasste Abklärungsvorschläge gemacht, die wir nach Sesitivität (Abbildung 7) oder Spezifität (Abbildung 8) sortieren können.

Abb. 7

Abb. 8
Eine Kristallarthropathie erscheint im Moment als wahrscheinliche Diagnose. Bei jedem Kriterium kann man das V anklicken (L), um nachzulesen, bei welchen Diagnosen das Kriterium vorkommt. Durch Anklicken eines grünen Knopfes (M) wird das Kriterium aktiv als vorhanden gewählt. Bei der Wahl des roten Knopfes (N) wird festgelegt, dass das Kriterium erfragt oder untersucht wurde, jedoch negativ ausgefallen ist.
Es wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Diese bestätigt eine Synovitis im Handgelenk und osteoproliferative und erosive Veränderungen mit Synovitis ohne Dopplersignal in den MCP-Gelenken 2 und 3 bds. und es zeigt sich eine Verkalkung im faserknorpeligen TFCC = «Diskus triangularis» (Abbildung 9).

Abb. 9
Der Befund «radiologische Knorpelverkalkung» wird im RheumaTool eingegeben (Abbildung 10) mit nun noch klarerer Differentialdiagnose, respektive wahrscheinlicherer Diagnose (Abbildung 10, O). Eine hochspezifische Punktatanalyse (Abbildung 10, P) könnte noch in Erwägung gezogen werden. Jedoch legen wir uns anhand der Anamnese, Befunde und aufgrund der durchgeführten Diagnostik fest und stellen die Diagnose einer CPPD (Kalziumpyrophosphaterkrankung) mit Synovitiden, Tenosynovitis und typischen sekundären Veränderungen in den MCP-Gelenken 2 und 3.

Abb. 10
Referenz
Adler H et al: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4119620/