3. Fall fürs RheumaTool.ch

Autor:
KD Dr. med. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel
Diesen Fall können Sie mit Hilfe des RheumaTools lösen
Eine 71-jährige Patientin (A) stellt sich vor aufgrund von seit Wochen bestehenden, in Ruhe verstärkten Schulterschmerzen (B) und Schwäche im Schultergürtelbereich (C). Es besteht kein Gewichtsverlust (D), jedoch eine Fatigue (E). Zudem werden diffuse Kopfschmerzen (F) ohne Kauclaudicatio (G) beklagt. An sonnenexponierten Stellen seien Hautausschläge aufgetreten (H). Die erwähnten vorliegenden erfüllten (grün) und nicht erfüllten (rot) «Kriterien» aus der Anamnese A–H) werden im RheumaTool in der Suchmaske eingegeben (Abbildung 1).

Abbildung 1
Nach der erfolgten Mindesteingabe von 5 Kriterien erstellt die Software eine erste brauchbare Differentialdiagnose (Abbildung 2). Nach Sensitivität und Spezifität geordnete Abklärungsvorschläge (Abbildung 3) in den Kategorien Anamnese, Befunde, Labor und erweitere Abklärungen werden dargestellt.

Abbildung 2

Abbildung 3
Unter Anwendung der vorgeschlagenen weiteren Abklärungsvorschläge wird die Anamnese erweitert und alle anamnestischen Angaben (alle nicht erfüllt) und das nicht vorhandene Schmetterlingserythem eingetragen (alle neuen mit einem roten Punkt markierten Kriterien in der Abbildung 4).

Abbildung 4
Dies führt dazu, dass sowohl die Differentialdiagnose ändert (Abbildung 5), wie auch neue Abklärungsschritte vorgeschlagen werden (Abbildung 6). Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden nur anamnestische Kriterien eingegeben und 2 Befunde. Das RheumaTool zeigt 2 spezifische klinische Befunde und schlägt bereits jetzt eine spezifische Laboruntersuchung vor (Abbildung 6), um die noch breite Differentialdiagnose weiter einzugrenzen. Weitere Beschwerden wurden in der erweiterten Systemanamnese nicht angegeben.

Abbildung 5

Abbildung 6
Die vom zuweisenden Arzt im Vorfeld durchgeführten Labortests zeigten ein normales Blutbild, CRP und Harnsäure waren normwertig, der Titer der antinukleären Antikörper war mit 1:320 (Norm: <1,80) leicht erhöht. Die Anti-CCP-Antikörper, der Rheumafaktor, die Komplemente C3 und C4, die Anti-dsDNA-Antikörper und der ENA-7- Screen waren unauffällig. Diese Werte geben wir nun bewusst nicht ein. Klinisch auffallend waren die Hände der Patienten (Abbildung 7) mit Nachweis von Gottron Papeln (I) und «mechanics Hands» (J). Zudem lag ein lilafarbenes heliotropes Exanthem (K) vor. Die 3 Kriterien I–L werden im RheumaTool eingegeben (Abbildung 8) mit nun Aenderung in der Differentialdiagnose (Abbildung 9). Klinisch wird die Diagnose einer Dermatomyositis gestellt. Die Patientin wird aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes hospitalisiert, eine Neoplasie wird ausgeschlossen und die Patientin immunsuppressiv erfolgreich behandelt.

Abbildung 7

Abbildung 8

Abbildung 9
Wichtig: Der Unterschied zwischen der Diagnose und allen anderen Diagnosen ist signifikant. Alle anderen Diagnosen sind gleich unwahrscheinlich, die Reihenfolge aller anderen mit der gleichen Farbe markierten Diagnosen ist nach Prävalenz in der Bevölkerung und nicht nach Wahrscheinlichkeit geordnet.